"Bambole Povere" von Margot Luf
Neben den Skulpturen aus Bronze und Ton entwirft Margot Luf seit einigen Jahren immer wieder neue Figuren für ihre Serie der „Bambole Povere“. Aus Fundstücken, Hölzern, Draht und Stroh entstehen faszinierende Assemblagen. Jede überzeugt mit einem ganz eigenen charakteristischen Ausdruck. Ihre archaischen Gestalten erinnern an südamerikanische Katchinas, mystische Geister, Schutzgötter oder totemistische Symbole. Als indianische Glückswesen ordnet man sie Kindern als „Kraftwesen“ zu, die sie ihr Leben lang begleiten und beschützen sollen. Sie fungieren als Vermittler zwischen Göttern und Menschen.
Viele Künstler/innen der Moderne wie Pablo Picasso, Joseph Beuys, Max Ernst oder Eva Hesse ließen sich von solchen außereuropäischen Darstellungen inspirieren. Es scheint unsere unterschiedlichen Kulturen zu vereinen, dass es nur weniger Grundmerkmale und Formen bedarf, um ein Wesen anzudeuten, das wir gleich zuordnen und erkennen können. Margot Luf variiert diese Schemata auf unnachahmliche Weise, weckt unsere Assoziationskraft mit ganz gezielten Eingriffen, der Betonung von Haar, der Andeutung von Kleidung oder der Beigabe von Attributen wie dem Sprungseil.
Sie entstehen aus ganz unterschiedlichen "armen" Alltagsmaterialien und verweisen in ihrem Namen "Bambole Povere" auch auf eine zeitgenössische, in Italien entstandene Kunstrichtung, die sich dadurch auszeichnet, dass die ihr zugeordneten Kunstwerke aus bisher wenig beachteten – und geachteten - Materialien entstehen. Margot Luf bemalt ihre Figuren zudem mit sehr eindrucksvollen, kräftigen Grundfarben.
Der Künstlerin Margot Luf gelingt es mit diesen Vorgaben ihren „Bambole Povere“ Leben einzuhauchen.
Eva Mueller, Text zur Ausstellung bei Wilde & Partner
Die Physiognomie des Einzelwesens
Das Gewinnende an den kleinen Holzassemblagen liegt nicht allein an der künstlerischen Form. Der Betrachter befindet sich im magischen Kosmos der Katchina Figuren. Es sind dies religiöse Objekte der Pueblo-Indianer aus dem Süd-Westen Nord Amerikas. Antes und Ernst waren berühmte Sammler dieser Figuren, die als Mittler zwischen den Menschen und den Göttern auftreten sollen.
Die ästhetische Kraft ihrer Objekte wirkt auch ohne Worte. Mitreißend sind sie, diese schmalen, seltsamen Türhüter des Mittendrin.
Wie befreiend, diesen Figuren im einzelnen zuzusehen! In der Reihe und im Feld mit all den wechselnden Querbezügen unter den Figuren entspinnt sich eine heitere Feier.
Wolfgang Herzer, Ausschnitt aus dem Katalog „Margot Luf Holzassemblagen“